Bau- und Kirchengeschichte
Angath, ursprünglich eine Filiale der Urpfarre Breitenbach, wurde erstmals 1220 erwähnt. Sie war seit 1315 dem Kloster Frauenchiemsee inkorporiert und gehörte bis 1818 zum Bistum Freiburg. Erster Angather Pfarrpatron war der Hl. Martin, was auf karolingische Ursprünge der Kirche hinweist. Allmählich entwickelte sich aber Hl. Geist zum Hauptpatrozinium; auch dem Hl. Nikolaus kam hier am Inn-Ufer als Patron der Schifffahrt eine wichtige Rolle zu. 1746/47 errichtete der Schwazer Baumeister Jakob Singer anstelle einer gotischen Kirche das heutige barocke Gotteshaus. Nach dem Kirchenbrand 1875 wurde es wieder aufgebaut, das Gewölbe im Langhaus entstand neu. Im Zuge einer Kirchenrenovierung schuf der akad. Kunstmaler Prof. Wolfram Köberl aus Innsbruck 1964/66 die Deckengemälde und die Altarbilder neu. 2012 bis 2014: Nach der Neueindeckung des Kirchendaches erfolgten im Langhaus archäologische Grabungen, die neue Erkenntnisse zur Baugeschichte lieferten; anschließend wurde die Kirche innen renoviert.
Kirchenraum
Das Innere, ein vierjochiges Langhaus mit halbrund schließender Chorapsis, erfuhr nach den Veränderungen um 1876 durch die Ausmalung von 1964 eine Neuinterpretation in barocker Tradition. Die jüngste Innenrenovierung 2014 brachte nicht nur die Sanierung der Raumschale und Einrichtung, sondern auch die Neugestaltung der liturgischen Orte: Volksaltar und Ambo in Kramsacher Marmor. Neu sind auch die Bänke und der Fußboden im Langhaus, während der historische Marmorboden im Chor erhalten und saniert wurde. Von der barocken Ausstattung der Kirche stammen der Hochaltar (mit den Figuren des Hl. Martin und des Hl. Nikolaus, Johannes des Täufers, Johannes des Evangelisten, in der Mitte Gottvater mit Strahlenkranz - alle Statuen stammen vom Salzburger Hofbildhauer Josef Anton Pfaffinger, 1747), die Seitenaltäre (mit den Statuen der Hl. Katharina und der Hl. Barbara, sowie Petrus und Paulus), die Kanzel (von Johann Michael Fischer aus Schwaz, 1751), der Taufstein mit der Taufe Christi, die Kreuzigungsgruppe, die Statue Christus an der Geißelsäule und der geschnitzte Abendmahlaufsatz. Rund um die Kirche gibt es Wappengrabsteine aus den Jahren 1506, 1637 und 1747.
Deckenmalerei und Altarbilder
Wolfram Köberl, der aus Innsbruck stammende Maler und Bildhauer, steht in der Tradition der barocken Deckenmalerei, die er in individueller Weise neu interpretiert. Das in seiner künstlerischen wie ikonographischen Aussagekraft bemerkenswerte große Deckengemälde ist dem Wirken des Heiligen Geistes im Alten und Neuen Bund gewidmet. Über dem Seiteneingang ist der Schöpfungsbeginn dargestellt, dann die Propheten, über der Orgel die Gesetzgebung am Sinai, die Herabkunft des Heiligen Geistes, über dem Chorbogen folgt die auf dem Felsen Petri gegründete Kirche und die Göttlichen Tugenden mit den symbolischen Szenen: Lehrstuhl Petri (Glaube), Arche Noah mit der den Ölzweig bringenden Taube (Hoffnung) sowie zentral die Familie (Liebe). In den Zwickelbildern sind die 7 Gaben des Heiligen Geistes dargestellt: Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Wissenschaft, Gottesfurcht und Frömmigkeit. Die seitlichen Wandbilder im Altarraum zeigen rechts die Heilige Familie und links den ursprünglichen Patron, den Hl. Martin bei der Mantelteilung mit dem Bettler, der in Wahrheit Christus war. Das runde Deckenbild über dem Altar thematisiert die Hl. Dreifaltigkeit und die Eucharistie (1964). Das Bild am Hochaltar zeigt das Pfingstfest (1965). An den Seitenaltären schuf der Künstler 1966 die Altarbilder von Maria mit dem Jesuskind links und rechts den Hl. Joseph als Zimmermann.
Heiliges Grab
Sehenswert ist das seinerzeit weitum bekannte Angather Heilige Grab aus dem Jahre 1748, das im Turm der Wallfahrtskirche Mariastein aufgestellt und dort ganzjährig zu besichtigen ist. Eine Besonderheit stellt der mechanisch bewegte Grabwächter dar.
Textauszug Christliche Kunststätten Österreichs 2015
Verlag St. Peter Salzburg / Mag. Reinhard Weidl